Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren
Wintersemester 2018 | 2019
[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren: Der Architekt Peter Birkenholz im Archiv des Architekturmuseums
mit: Anja Schmidt
„Die Architektur, wieder auf das hohe Postament einer wahren Kunst gestellt, der Alltäglichkeit bloßer Mache enthoben, kann nun nicht mehr Sache Unberufener und der Unzulänglichkeit sein. Es ist darum die Forderung anzustellen, daß jedes Bauwerk, wie und was es sei, nur von fertigen Baukünstlern erstellt wird. Diesem hohen Ziele gemäß hat auch ihre Ausbildung zu erfolgen“. Peter Birkenholz, „Antwort auf die Flugschrift des Münchner Bundes...“, Januar 1918.
Dieses Zitat zeigt sehr deutlich, welch hehre Ziele Peter Birkenholz (1876-1961) verfolgte, der sich als Dozent an der Gewerbeschule Basel und ab 1925 als Professor an der TH München intensiv der Lehre widmete. Gleichzeitig nahm er auch an diversen Ausstellungen und Wettbewerben teil und versuchte, sich als frei schaffender Architekt zu etablieren. Bescheidene Bekanntheit erlangte Birkenholz vor allem mit seinen sogenannten Kugelhäusern, die er in den unterschiedlichsten Varianten - vom Gartenwohnhaus über den Völkerbundpalast bis zur ganzen Stadt - plante und dabei einen nicht unerheblichen Ideenreichtum zeigte.
Aus seinem Nachlass bewahrt die Sammlung des Architekturmuseums der TUM fast 7000 Planzeichnungen, 335 Fotografien, 20 Modelle und mehrere Regalmeter Schriften zu insgesamt 383 architektonischen Projekten. In der Architekturgeschichte kaum bekannt sind dabei nicht nur seine traditionell gestalteten Inneneinrichtungen schweizer Privathäuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts, sondern auch die öffentlichen Bauten wie Schwimmbäder, Brücken, Rathäuser und Hotels. Seine zahlreichen Beteiligungen an Wettbewerben, die nur selten zu Auftragsvergaben führten, weisen darauf hin, dass Birkenholz als Architekt nicht wirklich Fuß fassen konnte. Diesem Umstand ist es sicher auch geschuldet, dass seine monumentalen Stadtplanungen aus der Zeit des Nationalsozialismus nur ansatzweise Widerhall in der Sekundärliteratur fanden (vgl. Karl Stankiewitz, Stadt der Träume).
Ziel des Seminars im WS 2018/2019 war es, aus den Originalplänen und Dokumenten im Archiv einzelne Bauprojekte von Peter Birkenholz zu rekonstruieren. Die Studierenden erlangten dabei Fertigkeiten in der Archivrecherche und im konservatorisch richtigen Umgang mit Originalen. Darüberhinaus wurden Kenntnisse für das Lesen von Plänen und die Baubeschreibung vermittelt. Jeweils zwanzig Zeichnungen aus dem umfangreichen Bestand der gewählten Projekte wurden in einer Datenbank einzeln erfasst und hoch auflösend gescannt. Ein individueller Entwurf zur gleichen Bauaufgabe trug dazu bei, eigene, der heutigen Zeit angepasste Ideen zu entwickeln. Mit der Erstellung eines bebilderten Textes für die Online-Präsentation wurden die Ergebnisse nach außen sichtbar gemacht.
Folgende Seminararbeiten sind entstanden:
Hofmann, Wenzel: Entwürfe von Hallenschwimmbädern in Zürich, Kassel und München
Kleiner, Caspar: Platz der Technik und Platz der Kunst in München
Schlicht, Marcus: Vier Entwürfe für ein Messehotel in Leipzig