Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren
Sommersemester 2017
[Modul AR20083] Architektur sammeln, dokumentieren und präsentieren: Nachkriegsarchitektur ausstellen. Bauprojekte aus dem Archiv des Architekturmuseums
mit: Anja Schmidt, Regine Heß
Nachkriegszeit. Nachkriegsgesellschaft. Nachkriegsarchitektur – wir sprechen von der Zeit nach 1945 in Deutschland. Diese Jahre sind nicht nur durch die Trauer und die Ohnmacht angesichts der Opfer des 2. Weltkriegs, sondern auch durch die Verwüstung der Städte geprägt. Diese Zerstörungen bedingen den Akt des Wiederaufbaus: Genauso wie Alltag, Existenzen und Gesellschaften „wiederaufgebaut“ werden, geschieht es auch bei Gebäuden und ganzen Städten. Das „Sich-Aufrichten“ und „Wieder-Errichten“ ist ein Prozess, der von verschiedenen Akteuren gestaltet wird, und das in einer Gesellschaft, in der sich viele Fragen, auch politischer Art, stellen: Wie wird mit der Verwüstung umgegangen? In welchem Stil sollen wir wiederaufbauen? Wohin entwickelt sich die Gesellschaft?
Die Architektur der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wird aktuell intensiv erforscht. Deshalb haben vier Architekturstudierende der TUM eine Präsentation auf der Grundlage von Materialien aus dem Architekturmuseum entwickelt. Die Ausstellung zeigte Projekte der Nachkriegsarchitektur aus München und Darmstadt und wurde für die Tagung „Architektur und Akteure in der Nachkriegsgesellschaft: Praxis, Öffentlichkeit, Ethos“ konzipiert. Das Seminar ermöglichte den Studierenden, Einblicke in die Archivarbeit sowie Erkenntnisse darüber zu gewinnen, inwieweit das Kuratieren von Ausstellungen ein Bereich der Architektur ist. Die aktive Beteiligung an der Ausstellung und die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen, förderte die Identifikation mit den Inhalten und Zielen der Ausstellung.
Das Architekturmuseum der TUM ist das „historische Gedächtnis“ der Fakultät. Die Sammlung verfügt über einen reichen Plan- und Fotobestand von Projekten des Wiederaufbaus in Deutschland. So lassen sich Neubau- und Wiederherstellungsarbeiten an prominenten Münchner Bauten wie der Maxburg, der Alten Pinakothek, St. Bonifaz und St. Matthäus sowie an Darmstadts Hauptplatz, dem Luisenplatz, anhand originaler Zeichnungen und Pläne nachvollziehen. Die Ausstellung hatte das Ziel, Materialien und Originale aus dem Archiv in einen neuen Kontext zu bringen. Gleichzeitig wird die Rolle des Architekten als Akteur in einer vom Wandel geprägten Zeit betrachtet. Unter der Fragestellung „Warum Rekonstruktion, warum Neubau?“ haben die Studierenden untersucht, inwiefern die Architekten eine zeitgemäße Architektur als Ersatz der Vorgängerbauten schufen.
Folgende Arbeiten sind entstanden:
Emilie Andreassen: Wiederaufbau des Luisenplatzes – Darmstadt, 1946–1977
Julián Bustamante: Wettbewerb für die Neue Maxburg – München, 1952/1953
Leonardo Lella: Wiederaufbau der Alten Pinakothek – Hans Döllgast München, 1952–1957
Leonardo Lella: Wiederaufbau der Abteikirche St. Bonifaz – Hans Döllgast München, 1945–1950
Regina Schwarz: Neubau der Pfarrkirche St.Matthäus – Gustav Gsaenger München, 1953–1955