München Bozen - Faschismus, Architektur, Erinnerung

MÜNCHEN — BOZEN. Faschismus, Architektur und Erinnerung

Anhand der Beispiele zweier Städte reflektiert das Symposium „MÜNCHEN-BOZEN. Faschismus, Architektur und Erinnerung“ über die Beziehung zwischen den Nachwirkungen totalitärer Politik, Architektur und Erinnerung. München, die „Hauptstadt der (NS-)Bewegung“, setzt sich seit Jahrzehnten mit den räumlichen und baulichen Spuren des Nationalsozialismus auseinander – und ringt gleichzeitig mit ihnen. Dies zeigt sich in der Geschichte seiner Straßen, wie etwa der Schellingstraße, in bestehenden Gebäuden wie dem Haus der Kunst, in den Ruinen der Ehrentempel oder an den Standorten der zerstörten Infrastruktur der Zwangsarbeitslager, von denen in Neuaubing bis heute ein repräsentatives Bauwerk steht. Sogar bloßes Material aus jener Zeit zirkuliert noch, wie etwa Steine der, von den Nazis zerstörten, jüdischen Synagoge, die vor Kurzem in den Gewässern der Isar gefunden wurden. Bozen-Bolzano wurde nach der italienischen Eingliederung im Jahr 1919 und der Machtergreifung des faschistischen Regimes 1922 sowie der folgenden Rhetorik der Überlegenheit Benito Mussolinis zu einem besonderen Interessensgebiet der italienischen Regierung. Aufgrund seiner strategischen Lage an der Grenze sowie der natürlichen Ressourcen der Region spielte Bozen eine zentrale Rolle in den Bestrebungen der Faschisten. Während des faschistischen Ventennio unterzog sich die Region einem intensiven – wenn auch wenig erfolgreichen – Prozess der Italianisierung. Die Urbanisierung Bozens war ein Schlüsselinstrument dieser Politik und machte die Stadt zu einem der Orte mit der sichtbarsten baulichen Repräsentation faschistischer Macht in Italien. Ein Erbe, das bis heute das Stadtbild prägt.
In den vergangenen zwanzig Jahren wurde dieses schwierige Erbe zunehmend hinterfragt und durch kuratorische Ansätze thematisiert – insbesondere bei kontroversen Gebäuden wie dem Monumento alla Vittoria.

Ausgehend von den beiden Städtefällen verfolgt das Symposium die Resonanzen zwischen den Erinnerungskulturen in Deutschland und Italien durch retrospektive Betrachtungen und Erzählungen, die entweder dem Vergessen oder einer ständigen Aktualisierung gegenüberstehen. Durch die Lebensgeschichten von Gebäuden und Institutionen, vergessenen Kunstwerken, inhaftierten Kunstschaffenden sowie Architekt:innen, die entweder völkische (nationalistische) Ansichten propagierten oder ihnen widersprachen, hinterfragt es die Formen von Erinnerungskultur. Antworten werden in der Etablierung einer kritischen Auseinandersetzung mit den unzähligen Formen des Faschismus gesucht, die, sei es historisch bei Umberto Eco oder gegenwärtig bei Alberto Toscano, weiterhin bestehen. Mit dem Ziel einer zeitgenössischen Kontextualisierung und offenen Diskussion versammeln wir Kurator:innen, Forschende, Künstler:innen, Architekt:innen und Historiker:innen, um zentrale Fragen zu diskutieren: Wie können Orte der Erinnerung in urbanen Räumen und Museen helfen, dem Vergessen entgegenzuwirken und die Erinnerung zu aktivieren, um über den fortschreitenden Aufstieg von Intoleranz und totalitärer Politik zu reflektieren? Die Veranstaltung wird aus zwei Podiumsdiskussionen, Vorträgen und studentischen Beiträgen bestehen, alle in Form eines runden Tischs, der zur aktiven Teilnahme des Publikums einlädt.

Datum und Uhrzeit
13. Mai 18:00 – 20:00 Keynote im Pavillon 333, Türkenstraße 15
14. Mai 10:00 – 17:00 Paneldiskussion im Pavillon 333, Türkenstraße 15

Speakers
Begrüßung durch Dr. Sabine Schalm, Public History München und Prof. Dr. Andres Lepik, Architekturmuseum der TUM

Dr. Sharon Hecker, Kuratorin und Kunsthistorikerin
Michaela Melián, Künstlerin und Musikerin
Emanuele Guidi, Kurator, Schriftsteller und Forscher, Nuova Accademia di Belle Arti Milano
Dr. Frederike Lausch, Architekturhistorikerin, Departement Architektur gta ETH Zürich und Center for Critical Studies in Architecture (CCSA)
Prof. Dr. Roberto Gigliotti, Professor an der Fakultät für Design und Künste Free der Freien Universität Bozen-Bolzano
Dr. Elisabetta Ratallino, Kunsthistorikerin, Postdoctoral Fellow an der Bibliotheca Hertziana – Max Planck Institut für Kunstgeschichte
Sabine Brantl, Leitung Historisches Archiv & Kuratorin, Haus der Kunst München
Prof. Dr. Tiago Saraiva, Professor am Department of History an der Drexel University Philadelphia
Manon Haase, Kuratorin und Projektkoordinatorin des Erinnerunsgortes Neuaubing, München, NS-Dokumentationszentrum

Moderation durch Prof. Dr. Andres Lepik und Dr. Andjelka Badnjar
Studentischer Vortrag mit Stefan Pielmeier und Constantin Heid

Sprachen
Englisch/Deutsch

Anmeldung
freier Eintritt
Anmeldung durch Mail an: Anmeldung@architekturmuseum.de

Organisiert vom
Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis, TUM School of Engineering and Design
Architekturmuseum der TUM
Prof. Dr. Andres Lepik, Dr. Andjelka Badnjar, Stefan Pielmeier

In Kollaboration mit der Freien Universität Bozen-Bolzano
Prof. Dr Roberto Gigliotti, Dr Elisabetta Ratallino

Unterstützt von
Public History München
Teil des Programms “Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind.“ Januar – Mai 2025

Poster Symposium